SVZ 11.03.2004
Mitsprache bei Windkraft gefordert -
Bürgerinitativen des Landkreises: Gemeinden Opfer behördlicher
Verzögerungspolitik
Domsühl Ein Jahr nach den ersten
Mestliner Gesprächen zur Windkraft trafen
sich die Bürgerinitiativen des Landkreises, um Bilanz zu ziehen.
Ihr Fazit: Nach anfänglicher Aufmerksamkeit ist
von der Landesregierung nichts mehr zu hören. Die Folge: Bürger
und Gemeinden bleiben weitgehend machtlos, wenn in ihrem Gebiet
Windkrafträder errichtet werden.
Rund 120 Windräder drehen sich im Landkreis Parchim,
60 weitere Windmühlen könnten dazukommen. Die Interessenvertretung
der Bürgerinitiativen "Windkraft - wie weiter?" fordert
deshalb stärkere Mitspracherechte beim Bau der Türme.
Norbert Hein aus Goldenbow:
"Politischer Gestaltungswille der Landesregierung
ist nicht erkennbar. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte überprüfung
noch nicht bebauter Eignungsgebiete hat nicht stattgefunden, die
versprochene überarbeitung des Windenergieerlasses sowie eine
öffentliche Diskussion darüber steht in weiter Ferne.
Gemeinden wie Dargelütz, Grebbin und Zölkow sind direkte
Opfer dieser Verzögerungspolitik."
Deshalb fordert "Windkraft - wie weiter?"
eine offene und öffentliche Diskussion zum Thema.
Norbert Hein:
"Wir kommen nach mehrjährigen Erfahrungen
zu der Schlussfolgerung, dass der erforderliche gesellschaftliche
Konsens, der auch Fragestellungen wie beispielsweise Energieeinsparung,
öffentliche demokratische Diskussion, Berücksichtigung
und Ausgleich von Interessen einbezieht, einseitig zugunsten des
reinen Geldgewinns, zugunsten von Statistiken und Erfolgsmeldungen,
zugunsten von gesellschaftlichem und politischem Habitus verzerrt
wird."
Jegliche kritische Hinterfragung der Windkraftnutzung
werde mit den
Schlagwörtern wie "Atomkraftlobby" oder "Klimakiller"
abgetan.
Bis auf Ausnahmen verstecke sich in Behörden,
ämtern und Ministerien einer hinter
dem anderen. Konkreten Fragestellungen werde langatmig und unkonkret
ausgewichen, so die Erfahrung der Bürgerinitiativen.
Ihre Kritik:
"Wo das Thema Windenergienutzung in Parlamentsdebatten
im Schweriner Schloss in politischen Parteienspielen und Selbstdarstellungen
mündet, dort geht es schon lange nicht mehr um die Ziele des
Klimaschutzes."
Aus der Ferne besehen kenne man Windräder nur
als sogenannt grün und vollkommen nebenwirkungsfrei. Betroffene
Bürger hingegen müssen ihren ganzen Lebensrhythmus umstellen,
"weil Sie nachts nicht mehr durchschlafen können,
weil Sie in Ihrer Wohnung keine Ruhe mehr finden, weil Sie sich
nicht mehr in Ihrem Garten aufhalten können". (lesen Sie
nebenstehende Stimmen).
Tiere und Landschaft würden gestört, Haus
und Hof würden einen Werteverlust
erfahren, Dorfgemeinschaften entzweit ,weil fehlende Kommunalfinanzen
mit
dem Lockmittel Windkraft ausgeglichen werden sollen.
Norbert Hein fasst zusammen:
"Beschwerden werden abgewiegelt unter Berufung
auf für den Schutz
der Bürger offenbar untauglich Gesetze und Verordnungen, Gemeinden
werden in
Ihrer Bauplanung durch Investoren praktisch erpresst."
Nach diesen Erfahrungen und dem Wirken der Bürgerinitiativen
haben einige Kommunen die Planungen der Windkrafteignungsgebiete
in Ihrem Umfeld gemeinsam mit der Bevölkerung zu steuern versucht.
Das können die engagierten Bürger auf der
Habenseite verbuchen. Allerdings sei der gesellschaftliche Konsens
noch nicht erreicht.
Die anstehenden Wahlen könnten in diese Debatte
frischen Wind bringen.
Stimmen der Betroffenen
aus Hohen Pritz
Udo Mitzlaff

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