Schweriner
Volkszeitung / Parchim 15.1.2003
Viel Gesprächsstoff um den Wind - Bürgerinitiative "Windkraft
- Wie weiter" lud zum Forum nach Mestlin ein
Mestlin Ein Forum zum Thema Windkraftnutzung
in Mecklenburg Vorpommern fand am Montag in Mestlin statt. Eingeladen hatte
die Bürgerinitiative "Windkraft-Wie weiter?".
Petrus schien es am Montag nicht gut zu
meinen mit der Bürgerinitiative (BI). Die Teilnehmer des Forums, unter
ihnen Umweltminister Prof. Dr. Wolfgang Methling und Arbeits- und Bauminister
Helmut Holter sowie zahlreiche Vertreter von Ämtern und Gemeinden, trafen
sich auf dem Hof der Familie Renate Knorr in Hohen Pritz.
"Von hier aus sind normalerweise die
unnatürlichen Riesentürme deutlich zu sehen und deren Auswirkungen zu spüren",
so Peter Enterlein von der Mestliner BI.
Nicht jedoch an diesem Tag, Nebel und trübes
Wetter verhüllten die nur wenige hundert Meter entfernten und über 100
Meter hohen Windkraftanlagen.
Wenig später trafen sich alle zu einer Diskussionsrunde
im Speisesaal der Schule. Themenschwerpunkt war auch das Genehmigungsverfahren.
Die betroffenen Bürger berichteten, dass sie trotz schalldichter Fenster
ständig dem Lärm der Rotorblätter ausgesetzt sind.
Die Blinklichter auf den Anlagen strahlen
in den Gläsern der häuslichen Vitrinen... "Weitere gesundheitliche
Schäden sind nicht auszuschließen. Wer schützt uns?" fragte Susanne
Reichert aus Ruest Ausbau.
All diese Bedenken, so Umweltminister Methling,
werden ernst genommen. Und 106 Eignungsgebiete im Land bedeuten auch, dass
in anderen Gebieten keine Anlagen entstehen.
Und jede Kilowattstunde regenerativ erzeugter
Strom bedeutet 0,7 Kilogramm Kohlendioxid-Ausstoß weniger.
Allerdings, das wurde deutlich gesagt an
diesem Abend, haben sich die technischen Anlagen auch verändert.
Anlagen von weit über 100 Meter Höhe gehören
heute zur Normalität. Die älteren haben sich "eingefahren" und
entsprächen nicht heutigen Erkenntnissen, so die Bürgerinitiative.
Werden diese Erkenntnisse bei den neuen
Genehmigungen berücksichtigt? Wie kann eine Kommune sich wehren, ohne einen
Finanzkollaps zu erleiden? Antworten darauf sucht die BI und sie wurden
durch die ministeriellen Fachleute aus Schwerin zum Teil gegeben.
Doch zufrieden waren die Mitglieder der
BI nicht. Vor allem zu lange werden die neu zu erarbeitenden Richtlinien
diskutiert und bis dahin entstehen weitere Anlagen, befürchten sie.
Minister Holter wies auf den bereits bestehenden
Gestaltungsspielraum der Kommunen hin. Flächennutzungs- und Bebauungspläne
seien zu nutzen.
"Doch was nützt dies, wenn die Kommune
in ihrer Entscheidung beeinträchtigt wird? Eine Ablehnung kann durch ein
kreisliches Einvernehmen ersetzt werden", entgegnete die Lübzer Bürgermeisterin
Gudrun Stein.
Die Diskussion konnte die Probleme nicht
klären. Aber ein Anfang ist gemacht und laut Umweltminister sollten in
kleinerem Rahmen weitere Gespräche folgen.
"Die Hand ist auch von uns ausgestreckt,
denn wir sollten Partner und keine Feinde sein", so Methling.
von Michael-Günther Bölsche
Siehe auch Minister
und Bürgerinitiativen berieten über Probleme bei der Nutzung
von Windenergie (Hallo Nachbar vom 18.01.2003
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